Duong Thu Huong
- Veröffentlicht am 24. Juni 2006
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Dương Thu Hương
Dương Thu Hương wurde 1947 in der Provinz Thai Binh in Nordvietnam geboren. Seit ihrer Schulzeit engagierte sie sich für den Krieg gegen die USA. Nahezu zehn Jahre lang hielt sie sich im zweiten Indochinakrieg als Sängerin und Mitglied einer Künstlergruppe zur Unterhaltung der Soldaten („Lauter als die Bomben singen“) an der Front auf, hauptsächlich an der Grenze zu Südvietnam, die den schwersten Bombardements ausgesetzt war. Nach Beendigung des Krieges 1975 durch die Kapitulation Südvietnams arbeitete sie in den Filmstudios von Hanoi. Bereits vier Jahre später war sie die erste weibliche Kriegskorrespondentin im Krieg gegen China. Es war vor allem dieser Krieg, der sie nachhaltig desillusionierte.
Zurück in Hanoi veröffentlichte sie mehrere Erzählungen, die eine große Leserschaft fanden, insbesondere „Chuyên tinh kê'truóc lúc rang dông“ (1981; dt. „Liebesgeschichte, vor der Morgendämmerung erzählt“, 1992), eine Geschichte über die unglückliche Liebe zwischen einer Sängerin und einem Soldaten, dessen zuvor erfolgte Scheidung durch die Einmischung der Partei rückgängig gemacht wird. Zu Beginn der achtziger Jahre äußerte sie in Reden auf offiziellen Parteiveranstaltungen und Kongressen der Schriftstellervereinigung sowie in Interviews für verschiedene Parteipublikationen Kritik an Bürokratie, Korruption und ‚intellektueller Feigheit’. Nach 1982 erhielt sie Publikationsverbot. Seit 1985 befindet sie sich, wie sie es selbst formuliert, „fortwährend in einem ‚dritten Krieg’ gegen die Autoritäten und gegen ein diktatorisches Regime“. Kurzfristig wurde das Publikationsverbot aufgehoben. In dieser Zeit avancierten ein Kinderbuch und der Roman „Bên Kia Bo Ao Vong“ (engl. „Beyond Illusions“, 2003) zu Bestsellern, das Verbot wurde jedoch neuerlich verhängt wegen der Passagen über die Schrecken der Landreform von 1953 in ihrem dritten Roman „Nhung Thien Duong Mu“ (dt. „Bitterer Reis“, 1993) und ihre Werke aus dem Umlauf gezogen. 1990 schickte sie ihr Manuskript von „Tiêu thuyêt vô dê“ (dt. „Roman ohne Namen“, 1997), in dem sie die Desillusionierung des Soldaten Quan angesichts der desolaten Situation im Land und der Machtgier der Partei schildert, zur Publikation nach Frankreich und in die USA. Im selben Jahr wurde sie aus der Partei ausgeschlossen und ihr Dokumentarfilm über die unmenschlichen Lebensbedingungen in einem Lager für psychisch kranke Kriegsveteranen zerstört. 1991 wurde sie ohne Gerichtsverfahren inhaftiert und erst nach sieben Monaten aufgrund von internationalen Protesten wieder freigelassen. Sie erhielt 1991 den Prix Femina und den UNESCO-Literaturpreis. „Mein Schreiben ist ein Kampf dafür, andere von der Notwendigkeit der Demokratie und dem Einhalten der Menschenrechte zu überzeugen.“ Dương Thu Hương lebt in Hanoi.
© internationales literaturfestival berlin
BIBLIOGRAFIE:
Bitterer Reis
Goldmann
München, 1991
Übersetzung: Sabine Lohmann
Liebesgeschichte, vor der Morgendämmerung erzählt
Horlemann
Bad Honnef [u.a. , 1992
Übersetzung: Ursula Lies
Paradise of the Blind
Penguin
New York, 1994
Übersetzung: Nina McPherson, Huy Duong Phan
Roman ohne Namen
Unionsverlag
Zürich, 1997
Übersetzung: Ursula Lies
Au-delà des illusions
Picquier
Arles, 2000
Übersetzung: Huy Duong Phan
Memories of a Pure Spr ing
Picador
London, 2001
Übersetzung: Nina McPherson, Huy Duong Phan
Myosotis
Picquier
Arles, 2001
Übersetzung: Huy Duong Phan
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