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Tet - Das vietnamesische Neujahrsfest

1. Die Bedeutung des vietnamesischen Neujahrsfestes

Das Fest, welches wohl am besten die Vietnamesische kulturelle Identität ausdrückt, das ist das Neujahrsfest, auch Tet genannt. Beliebte Feste spielen oft eine bedeutende Rolle, wenn es darum geht, nationale kulturelle Identität widerzuspiegeln und zu bewahren. Obwohl das durch den Sonnenkalender bestimmtes Neujahrsfest, wie es in den westlichen Ländern gefeiert wird, auch in Vietnam bekannt ist, hat es dennoch dort keine große Annahme gefunden – besonders nicht am Land. Die Menschen dort nehmen zwar den 1.Januar als Neujahrstag wahr, dennoch gehört ihr Herz dem traditionellen Vietnamesischen Neujahr.
Das Wort „Tet“ stammt aus dem Chinesischen. Es handelt sich hierbei um eine phonetische Deformation von „Tiet“, einem Sino-Vietnamesischen Begriff, der soviel wie „die Vereinigung eines Bambussterns“ bedeutet, beziehungsweise freier übersetzt: „Der Beginn einer Periode des Jahres“. Der Übergang einer Periode zu der nächsten kann meteorologische Veränderungen mit sich bringen (Hitze, Regen, Nebel), die mit rituellen Opfern und Festivitäten begleitet werden sollen. So gesehen gibt es mehrere „Tets“ im Jahr (Mit-Herbst Vietnamesischen Neujahr, Kaltes Essen Vietnamesisches Neujahr, etc.) Doch das bedeutendste von allen, das ist „Vietnamesisches Neujahr Ca“ („Großes Vietnamesisches Neujahr“ oder einfach: „Vietnamesisches Neujahr“), welches vom Mondkalender abhängig ist.

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Das Vietnamesische Neujahr findet irgendwann in den letzen zehn Tagen im Januar, oder auch in den ersten 20 Tagen im Februar statt – also im Zeitraum mittig zwischen der Wintersonnenwende und dem Frühlingsäquinoktium. Obwohl das mondabhängige Neujahr in ganz Ostasien verbreitet ist, feiert jedes Land es auf seine eigene Weise und nach seinem eigenen Nationalen Befinden und seiner eigenen Kultur.
Für das Vietnamesische Volk ist das Vietnamesische Neujahrsfest wie eine Mischung aus dem Westlichen Silvesterfest, dem Neujahrstag, Weihnachten, Ostern und Erntedank. Es ist das Fest der Reinheit und der Erneuerung.
Die Natur erneuert stetig ihre Jugend, kehrt zurück zu ihrer ursprünglichen Jugend und Frische. Die Menschen, die auch Teil der Natur sind, folgen dem selbem Ritus.
Das Vietnamesische Neujahr, das auch den ersten Tag im Frühling markiert, weist so die Symbolik der Wiedergeburt auf, die sich auch im Osterfest befindet. Im Rahmen dieser Periode universaler Erneuerung und Verjüngung, fühlen die Vietnamesen diesen Frühlingsumbruch auch in ihnen selbst. Diese Gefühl ist auch der Grundstein für spezielle Bräuche: Jede Tat, die während der drei Tagen des Vietnamesischen Neujahrs ausgeführt wird, sollte mit wohlgesinnten Motiven in die Realität umgesetzt werden, da sie symbolisch und vorrausschauend für die Handlungen in den nächsten zwölf Monaten stehen soll. Unehrlichkeit oder Fluchen sollte man an diesen Tagen also eher vermeiden. Selbst die zänkischste Schwiegermutter raucht während des Vietnamesischen Neujahres die Friedenspfeife mit ihrer Schwiegertochter. Streitende Eheleute begraben in dieser Zeit ihren Zwist. Kinder versprechen brav zu sein und Erwachsene geben den Kindern kleine Geschenke – meistens Münzen, die in scharlachrotes Papier gewickelt sind, da rot die Farbe des Glücks ist. Auch bekommen die Kinder neue Kleidung und Bettler Almosen. Die „Neue Welt“ soll die beste aller Welten sein. Sobald die heilige, stille Zeit vorbei ist, beginnen die Handlung wieder in einem neuen Rahmen, nach einleitenden Feierlichkeiten: Die „Stempel-Feier“ für Staatsbedienstete, die „Feder-Schwamm-Feier“ für Studenten und Schüler, die „Laden-Feier“ für Händler.
Für Vietnamesen ist das Vietnamesische Neujahr eine Kunde über das Vertrauen in die Menschlichkeit, und geht einher mit Erlösung, Hoffnung und Optimismus.

2. Vietnamesische Neujahrsbräuche

a) Hausputz und Dekorieren

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Vor dem Neujahrsfest werden die Häuser oft auf Hochglanz gebracht: Sie werden geputzt und dekoriert. Die Kinder haben die Hoheit über das Wischen und Schrubben des Bodens. Die Küche muss sauber sein vor der 23ten Nacht des letzten Monats. In der Regel befreit der Haushaltsvorstand den Ahnenaltar von Staub und Asche (von Räucherstäbchen). Es ist ein weit verbreiteter Glaube, dass der Hausputz das Pech des alten Jahres vertreibt. Einige Leute bemalen ihr Haus und dekorieren es mit Festtagsschmuck.

b) Neue Kleidung

Das ist für die Kinder oft der spannendste Teil des Vietnamesischen Neujahres. Gewöhnlich erstehen Eltern neue Kleidung und Schuhe für ihre Kinder einen Monat bevor dem Neujahrsfest. Dennoch dürfen die Kinder ihre neue Kleidung erst ab dem ersten Tag des Festes tragen. Die beste Garderobe trägt man immer am ersten Tag des Jahres.

c) Abschiedsfeier für den Küchengott (Ong Tao)

Sieben Tage (die 23te Nacht des letzten Mond-Monats) bevor Tet bietet jede Vietnamesische Familie eine Abschiedsfeier für den Ong Tao, damit er zum Himmlischen Palast gelangen kann. Seine Aufgabe ist es, dem Jadekaiser über die Ereignisse des letzten Jahres, die sich in der Familie zutrugen, Bericht zu erstatten.

d) Der letzte Tag des Jahres

Buchstäblich übersetzt bedeutet das Fest: „Reise vom Alten zum Neuen Jahr“. Ein allgemein gängiger Glaube der Vietnamesen besagt, dass es zwölf Heilige Tiere des Zodiac gibt, welche die Ereignisse auf der Erde beobachten und kontrollieren. Giao Thua (der letzte Tag des Jahres) ist der Tag, an dem das alte Haupt (im Jahr 2000 war es der Drache) seine Regierungszeit beendet und seine Macht dem neuen Haupt (im Jahr 2001 der Schlange) überträgt. Giao Thua ist also die Zeit für Ong Tao (dem Küchengott), um wieder zur Erde zurückzukehren, nachdem er dem Jadekaiser Bericht erstattet hat. Jede Familie sollte eine Freiluftzeremonie abhalten, um ihn in ihrer Küche wieder willkommen zu heißen.

e) Die Aura der Erde

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Giao Thua ist die heiligste Zeit des Jahres. Deshalb ist der erste Hausgast, der seine Grüße übermittelt, von besonderer Bedeutung. Wenn dieser Gast eine gute Aura (respektiert, gebildet, erfolgreich, berühmt, etc.) hat, dann glaubt die Familie, dass sie Glück und Fülle über das Jahr haben werden. Dieser Glaube an das „xong dat“ hat auch heute noch Bestand, besonders in Familien, die einen Betrieb führen.

f) Aprikosen- und Pfirsichblüten

Blumenknospen und -blüten symbolisieren einen neuen Anfang. Diese speziellen Pflanzen sind während Tet stark nachgefragt. Hoa Mai sind die gelben Aprikosenblüten, die oft in Südvietnam gesehen werden. Sie sind angepasster an das heiße Wetter der südlicheren Regionen, und sie werden von den Vietnamesen oft als Hauptblüte genutzt. Hao Dao, das ist die warme rosa Farbe der Pfirsichblüte, die besonders gut in dem trockenen, kalten Wetter des Nordens reift. Tet wäre nicht Tet ohne Hai Mai oder Hao Dai, welche die Häuser schmücken.

g) Rote Geschenkumschläge

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Dies ist eine Tradition, die sich über Generationen bewahren konnte. Die roten Umschläge symbolisieren Glück und Reichtum. In den Tagen des Neujahrsfestes sieht man oft ältere Menschen, die verschlossene rote Umschläge an Jüngere verschenken. Bevor die Jüngeren aber ihren Umschlag erhalten, müssen sie einen bestimmten Gruß vortragen. Hier zum Beispiel einen Gruß, den man einem Lehrer entrichten würde: „Thua thay, nam moi, con xin kinh chuc thay duoc doi giau suc khoe va gia dinh an khang thing vuon!“ („Verehrter Lehrer, dieses Neujahr wünsche ich Ihnen, mit Respekt, einen Überschwang an Strenge und Gesundheit, und Ihrer Familie, dass sie in Frieden und Wohlstand leben möge.“)
Im Gegenzug gibt der Ältere gute Ratschläge und Weisheiten, ermutigt den Jüngeren, seinen schulischen Erfolg beizubehalten, harmonisch mit anderen zusammenzuleben und seinen Eltern zu gehorchen.
Dieses Begrüßungsritual und Li Xi nennt man auch Mung Tuoi, und ehrt das Erreichte in einem weiteren Jahr des Lebens.

h) Gaben für die Ahnen

Diese Zeremonie hält man ab am ersten Tag des Neujahrfestes vor der Mittagszeit. Der Haushaltsvorstand hält das Ritual ab (Darbieten von Essen, Wein, Kuchen, Früchte und Räucherstäbchen) um die Seelen der Ahnen einzuladen, der Familienfeier beizuwohnen. In dieser Zeit ehren die Familien die Seelen ihrer Ahnen und demonstrieren ihren Wohlstand.

3. Vietnamesische Neujahrsdekoration
 
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a) Eine Tafel mit fünf Früchten: Eine Tafel mit fünf verschiedenen Früchten wird am Altar der Ahnen angerichtet, an jedem Neujahrsfest, in jedem Vietnamesischen Haus.

b) Pfirsichblüten: Zu jedem Neujahr häuft jeder Haushalt in der Hauptsstadt einen großen Vorrat, mindestens aber einen kleinen Bund Pfirsichblüten an, um das Haus zu dekorieren.

c) Parallelismus: Parallelismus spielt eine große Rolle in der Vietnamesischen Literatur – in der Prosa und in der Lyrik. Er regiert ein bestimmtes Genre, das Genre der Parallelsätze.

d) Der Neujahrsbaum: Der Neujahrsbaum ist ein Teil eines Bambus, fünf oder sechs Yards lang, der bis auf einen kleinen Schopf an der Spitze, nackt ist. In der Nähe des Schopfes ist ein runder Bambusrahmen angebracht, in dem sich einige kleine Fische und Glöckchen befinden, die aus Ton gefertigt wurden und sanft im Wind klingen. Unter dem Rahmen sind Weihegaben und einige dornige Zweige. An der Spitze des Baumes befindet sich eine kleine Kerosinlampe, welche die ganze Nacht leuchtet.

e) Traditionelle Tet-Bilder: Die Drucke werden genutzt um die Kulturgeschichte von Vietnam weiterzutragen und werden weitergetragen zu Beginn jedes „Mond-Neujahres“ an jüngere Generationen durch Geschichtenerzählen.

4. Vietnamesisches Neujahrsessen

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Eine der traditionellsten Vietnamesischen Speisen für Neujahr, Tet, ist Banh Chung, klebriger Reiskuchen. Banh Chung besteht, wie der Name schon sagt, aus klebrigen Reis, Schweinefleisch and grünen Bohnen. Jede Zutat ist in ein spezielles Blatt eingewickelt, das sich Dong nennt. Banh Chung herzustellen erfordert Sorgfalt und Genauigkeit bei jedem einzelnen Schritt. Der Reis und die grünen Bohnen müssen einen Tag vor ihrer Verarbeitung in Wasser eingeweicht werden, um klebriger zu werden. Das Schweinefleisch wird für einige Stunden in Pfeffer eingelegt. Die Küchlein werden zu einem Quadrat geformt und mit Bambus zusammengebunden. Das Formen erfordert geübte Hände.
Banh Chung ist, neben anderen Speisen, am Altar der Ahnen während Tet unentbehrlich. Früher haben die Familien Banh Chung ein bis zwei Tage vor Tet um die warme Feuerstelle zubereitet. Dabei erzählten Eltern ihren Kindern oft Volksmärchen. Heutzutage stellen Familien, die auf den Dörfern wohnen, immer noch vor Tet Banh Chung her, die Menschen in den Städten jedoch nicht mehr. Da ihnen oft die Zeit fehlt, kaufen sie die Speise lieber in den Läden.


Quelle: www.vietnam-culture.com

Siehe auch: Das vietnamesische  Neujahrsfest

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