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Vietnams zunehmende Stromausfälle
- Veröffentlicht am 03. Juli 2010
- Eingereicht von Bao Tian
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In Vietnamesisch gibt es eine besondere Art jemanden zu zeigen, dass man ihn nicht mag indem man die Bezeichnung „ông“ oder „Mister“ verwendet, wenn man über denjenigen spricht.
So bedeutet es an diesen Tagen nichts Gutes, wenn der staatliche Energiekonzern Vietnams (EVN) von verärgerten Bürgern als „Ông Điện“ oder „Mr. Elektro“ bezeichnet wird, da die Stromausfälle stark zugenommen haben.
„Wir wissen nicht, was die Regierung oder Mr. Elektro diesen Sommer gemacht haben, aber dieses Jahr haben wir mehr Stromausfälle als die Jahre zuvor“, sagt Vu Thi Sao, 32, eine Bäuerin in der Provinz Hai Duong, 60km südöstlich von Hanoi entfernt.
Frau Sao ist über ihren Reis besorgt, der müsste eigentlich schon gepflanzt werden, aber es gibt keinen Strom für die Pumpen, die das Wasser aus dem Fluss ins Reisfeld leiten.
Jeder hier im Dorf ist wütend, dass der Strom weg ist, sagte Sao.
„Mr. Elektro sagte, dass ihnen nur eine kleine Menge Energie zugeteilt worden sei, wem sollte ich dann verantwortlich machen“, fragte Nguyen Van Thanh, 44, Ladenbesitzer in einem kleinen Dorf in Hai Duong.
Herr Thanh verdient normalerweise bis zu US$ 20 am Tag, er verkauft selbstgemachte Eiskrem, aber diesen Sommer hat er keinen Strom um seine Maschinen zu betreiben.
„Ich weiß nicht wer schuld daran hat.“
In letzter Zeit erreicht das Thermometer täglich die 35°C – Marke, ein schlechter Zeitpunkt, wenn die Ventilatoren ausfallen.
Es gibt mehrere Gründe warum die EVN mit Stromknappheit zu kämpfen hat. Der sehr trockene Winter und Frühling verursachten niedrigere Pegel in den Stauseen, die für die Wasserkraftwerke benötigt werden. Die Wasserstände erreichten die kritischen Tiefststände. Die Staudämme tragen 34% zu Vietnams Energieerzeugung bei.
Vietnam war das Energieproblem schon Jahre vorher bekannt. Die Wirtschaft wächst seit dem Jahr 2000 um ca. 7% jährlich. Der Energieverbrauch ist auf 15% jährlich angestiegen.
Die vietnamesische Regierung strebt gewaltige neue Projekte im Energiesektor an, geplant ist die Vervierfachung von den derzeitigen Kohlekraftwerken bis 2015. Der 2400 MW Son La Staudamm soll im Dezember ans Netz gehen. Bis zum Jahr 2020 sind Windkraftwerke von 1000 MW geplant, so wie ein Atomkraftwerk, das mit russischer Hilfe gebaut wird, es wird das erste von zwei Kernkraftwerken Vietnams sein.
Doch die neuen Kapazitäten werden aber jetzt schon gebraucht, Regierungsabgeordnete mussten eingestehen, dass die Reform des Energiesektors fehlerhaft sei und man den Energiemarkt für ausländische Investoren attraktiver machen sollte. EVNs staatlich geregelte Preise von durchschnittlich 8,5 Cent pro Kilowattstunde sind einfach zu billig.
„Zu den aktuellen Energiepreisen will keiner Geld investieren“, sagt der ehemalige EVN-Geschäftsführer Tran Quoc Anh.
Die Regierung erklärt, dass sie nicht garantieren kann, wann die andauernden Stromausfälle vorbei sind. Jeden Monat entscheidet die EVN über die Energiemengen, die jeder Provinz zugeteilt werden.
Das Volkskomitee entscheidet über die Notwendigkeit und Prioritäten. Die geschätzten Angaben werden dem Handelsministerium übermittelt, welches entscheidet, wer Strom bekommt und wer nicht.
Nach Aussage der Vorsitzenden Nguyen Thi Minh des Volkskomitees der Hai Duong Provinz haben Krankenhäuser, exportierende Betriebe, Rundfunkstationen, Schulen und Fabriken die Priorität.
Wohnhäuser und kleine lokale Geschäfte haben keinen Vorrang.
Vu Thi Chuong, 47, Metzgerin in Hai Duong, sagt, dass es täglich zu Stromausfällen käme. Ihre Kinder können nicht schlafen, aber auch ihre Schweine nicht.
„Der Preis für Schwein ist gefallen, da immer mehr Tiere durch die Hitze krank werden“, berichtet Frau Chuong.
Die Schweine gebären keine Ferkel mehr und die Jungtiere wachsen nicht schnell genug, so wie es eigentlich sein sollte. Lebende Schweine haben sich von US$ 1,25 pro Kilogramm auf US$ 1,00 verbilligt, da viele Bauern die Tiere zum Schlachten verkauft haben, weil es günstiger sei, als die Tiere weiter zu füttern. Chuong erzählt, dass jeder möchte, dass sie die Schweine abkauft, aber sie kann es nicht, da sie das Fleisch nicht verkaufen kann.
„Bei so einem Wetter essen die Leute nicht viel Schweinefleisch“, sagt Frau Chuong.
Bei einigen stellt sich die Frage, warum die Fabriken noch in Betrieb sind. Der Eisverkäufer Thanh nennt es „komplett ungerecht“, dass größere Betriebe Strom bekommen und er nicht.
Unruhen breiteten sich aus, als bekannt wurde, dass einige Betriebe enge Kontakte zu EVN-Angestellten besaßen oder Bestechungsgelder zahlten, um weiter mit Strom versorgt zu werden, während die Nachbarschaft im Dunkeln saß.
Tran Viet Ngai, Vorsitzender des Vietnamesischen Energie Verbands sagte, dass die Anschuldigungen „total falsch“ wären. „Niemand würde Bestechungsgeld annehmen, um dafür demjenigen mit Strom zu versorgen“, erklärte der Vorsitzende.
„Die Leute verfolgen aufmerksam, was sich auf dem Energiemarkt abspielt, kein Verantwortlicher wäre so dumm Geld anzunehmen.“
In einem Artikel vom 15.06.2010, in der Tageszeitung Thanh Nien, äußerte sich der Journalist Ngoc Minh kritisch zur Energiepolitik der Regierung und fragte warum von armen Bauern auf dem Land der Strom weggenommen wird. Schließlich verbrauche man ja nicht viel und wieso man Energie den pulsierenden Städten zur Verfügung stelle, wo reiche Leute den ganzen Tag die Klimaanlage eingeschaltet haben.
Reisbäuerin Sao hat eine andere Theorie gehört, was der Grund der Elektrizitätsknappheit sein könnte.
„China hat den Ky Cung Fluss blockiert, so dass kein Wasser nach Vietnam fließen kann“, sagt Sao und weist auf einen Fluss hin, der von der Xinjiang Provinz im Nordwesten Chinas bis nach Vietnam läuft.
„Vietnam will keinen teuren Strom aus China kaufen, deswegen haben die unser Wasser gestaut um uns unter Druck zu setzen ihre Energie zu kaufen. Wir sollten sehr vorsichtig mit China sein, denn früher oder später könnte so ein Szenario eintreten.
Quelle: blogs.ft.com/beyond-brics/
So bedeutet es an diesen Tagen nichts Gutes, wenn der staatliche Energiekonzern Vietnams (EVN) von verärgerten Bürgern als „Ông Điện“ oder „Mr. Elektro“ bezeichnet wird, da die Stromausfälle stark zugenommen haben.
„Wir wissen nicht, was die Regierung oder Mr. Elektro diesen Sommer gemacht haben, aber dieses Jahr haben wir mehr Stromausfälle als die Jahre zuvor“, sagt Vu Thi Sao, 32, eine Bäuerin in der Provinz Hai Duong, 60km südöstlich von Hanoi entfernt.

Elektriker bei der Arbeit
Jeder hier im Dorf ist wütend, dass der Strom weg ist, sagte Sao.
„Mr. Elektro sagte, dass ihnen nur eine kleine Menge Energie zugeteilt worden sei, wem sollte ich dann verantwortlich machen“, fragte Nguyen Van Thanh, 44, Ladenbesitzer in einem kleinen Dorf in Hai Duong.
Herr Thanh verdient normalerweise bis zu US$ 20 am Tag, er verkauft selbstgemachte Eiskrem, aber diesen Sommer hat er keinen Strom um seine Maschinen zu betreiben.
„Ich weiß nicht wer schuld daran hat.“
In letzter Zeit erreicht das Thermometer täglich die 35°C – Marke, ein schlechter Zeitpunkt, wenn die Ventilatoren ausfallen.
Es gibt mehrere Gründe warum die EVN mit Stromknappheit zu kämpfen hat. Der sehr trockene Winter und Frühling verursachten niedrigere Pegel in den Stauseen, die für die Wasserkraftwerke benötigt werden. Die Wasserstände erreichten die kritischen Tiefststände. Die Staudämme tragen 34% zu Vietnams Energieerzeugung bei.
Vietnam war das Energieproblem schon Jahre vorher bekannt. Die Wirtschaft wächst seit dem Jahr 2000 um ca. 7% jährlich. Der Energieverbrauch ist auf 15% jährlich angestiegen.
Die vietnamesische Regierung strebt gewaltige neue Projekte im Energiesektor an, geplant ist die Vervierfachung von den derzeitigen Kohlekraftwerken bis 2015. Der 2400 MW Son La Staudamm soll im Dezember ans Netz gehen. Bis zum Jahr 2020 sind Windkraftwerke von 1000 MW geplant, so wie ein Atomkraftwerk, das mit russischer Hilfe gebaut wird, es wird das erste von zwei Kernkraftwerken Vietnams sein.
Doch die neuen Kapazitäten werden aber jetzt schon gebraucht, Regierungsabgeordnete mussten eingestehen, dass die Reform des Energiesektors fehlerhaft sei und man den Energiemarkt für ausländische Investoren attraktiver machen sollte. EVNs staatlich geregelte Preise von durchschnittlich 8,5 Cent pro Kilowattstunde sind einfach zu billig.
„Zu den aktuellen Energiepreisen will keiner Geld investieren“, sagt der ehemalige EVN-Geschäftsführer Tran Quoc Anh.
Die Regierung erklärt, dass sie nicht garantieren kann, wann die andauernden Stromausfälle vorbei sind. Jeden Monat entscheidet die EVN über die Energiemengen, die jeder Provinz zugeteilt werden.
Das Volkskomitee entscheidet über die Notwendigkeit und Prioritäten. Die geschätzten Angaben werden dem Handelsministerium übermittelt, welches entscheidet, wer Strom bekommt und wer nicht.
Nach Aussage der Vorsitzenden Nguyen Thi Minh des Volkskomitees der Hai Duong Provinz haben Krankenhäuser, exportierende Betriebe, Rundfunkstationen, Schulen und Fabriken die Priorität.
Wohnhäuser und kleine lokale Geschäfte haben keinen Vorrang.
Vu Thi Chuong, 47, Metzgerin in Hai Duong, sagt, dass es täglich zu Stromausfällen käme. Ihre Kinder können nicht schlafen, aber auch ihre Schweine nicht.
„Der Preis für Schwein ist gefallen, da immer mehr Tiere durch die Hitze krank werden“, berichtet Frau Chuong.
Die Schweine gebären keine Ferkel mehr und die Jungtiere wachsen nicht schnell genug, so wie es eigentlich sein sollte. Lebende Schweine haben sich von US$ 1,25 pro Kilogramm auf US$ 1,00 verbilligt, da viele Bauern die Tiere zum Schlachten verkauft haben, weil es günstiger sei, als die Tiere weiter zu füttern. Chuong erzählt, dass jeder möchte, dass sie die Schweine abkauft, aber sie kann es nicht, da sie das Fleisch nicht verkaufen kann.
„Bei so einem Wetter essen die Leute nicht viel Schweinefleisch“, sagt Frau Chuong.
Bei einigen stellt sich die Frage, warum die Fabriken noch in Betrieb sind. Der Eisverkäufer Thanh nennt es „komplett ungerecht“, dass größere Betriebe Strom bekommen und er nicht.
Unruhen breiteten sich aus, als bekannt wurde, dass einige Betriebe enge Kontakte zu EVN-Angestellten besaßen oder Bestechungsgelder zahlten, um weiter mit Strom versorgt zu werden, während die Nachbarschaft im Dunkeln saß.
Tran Viet Ngai, Vorsitzender des Vietnamesischen Energie Verbands sagte, dass die Anschuldigungen „total falsch“ wären. „Niemand würde Bestechungsgeld annehmen, um dafür demjenigen mit Strom zu versorgen“, erklärte der Vorsitzende.
„Die Leute verfolgen aufmerksam, was sich auf dem Energiemarkt abspielt, kein Verantwortlicher wäre so dumm Geld anzunehmen.“
In einem Artikel vom 15.06.2010, in der Tageszeitung Thanh Nien, äußerte sich der Journalist Ngoc Minh kritisch zur Energiepolitik der Regierung und fragte warum von armen Bauern auf dem Land der Strom weggenommen wird. Schließlich verbrauche man ja nicht viel und wieso man Energie den pulsierenden Städten zur Verfügung stelle, wo reiche Leute den ganzen Tag die Klimaanlage eingeschaltet haben.
Reisbäuerin Sao hat eine andere Theorie gehört, was der Grund der Elektrizitätsknappheit sein könnte.
„China hat den Ky Cung Fluss blockiert, so dass kein Wasser nach Vietnam fließen kann“, sagt Sao und weist auf einen Fluss hin, der von der Xinjiang Provinz im Nordwesten Chinas bis nach Vietnam läuft.
„Vietnam will keinen teuren Strom aus China kaufen, deswegen haben die unser Wasser gestaut um uns unter Druck zu setzen ihre Energie zu kaufen. Wir sollten sehr vorsichtig mit China sein, denn früher oder später könnte so ein Szenario eintreten.
Quelle: blogs.ft.com/beyond-brics/
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