So12082024

Letztes UpdateSo, 24 Nov 2024 4pm

Back Aktuelle Seite: Wissenswertes Wissenswertes Literatur Der Regengeist und der Frosch

Der Regengeist und der Frosch


Vietnamesische Märchen/Mythen

Ngoc Hoang, der Himmlische Kaiser, gab dem Regengeist, Than Mua, die Aufgabe, die Erde mit Regen zu versorgen. Wenn das Wasserniveau der Flüsse sank und das Wasser in den Reisfeldern austrocknete, sollte der Regengeist aus dem Meer das Wasser aufnehmen und in Form von Regen diese lebensnotwendige Nässe zur Erde zurückgeben. Der Regengeist war aber launisch und faul: Wenn er plötzlich keine Lust mehr hatte weiterzufliegen, spuckte er das gesamte Wasser auf einmal hinunter auf die Erde, sodass es in manchen Gegend zu Überschwemmungen kam und anderswo Dürre herrschte.


Noch schlimmer war es, wenn er monatelang nicht aus seinem Haus ging. Die gesamte Erde trocknete aus. Pflanzen und Tiere starben nacheinander.
Es kam der Tag, als der Frosch die Entscheidung traf, sein Schicksal nicht einfach so anzunehmen. Er beschloss, sich beim Himmlischen Kaiser zu beschweren. Auf dem Weg dorthin traf er zuerst den Krebs, dann den Fuchs, den Bären, den Tiger und zum Schluss die Biene. Alle versuchten, den Frosch zu überreden, auf sein Vorhaben zu verzichten. Aber der Frosch war stur, und am Ende überredete er die anderen Tiere mitzukommen. "Warum sollten wir auf den sicheren Tod warten? Je mehr wir sind, desto größer ist die Chance uns beim Himmlischen Kaiser Gehör zu verschaffen."
Zu sechst kamen sie also am frühen Abend vor dem Tor des Himmlischen Palastes an.  Vor dem Tor befand sich eine große Trommel. Wer glaubte, dass Unrecht im Himmel oder auf der Erde herrschte, hatte das Recht, diese Trommel zu benutzen. Der Frosch sagte seinen Freunden, sie sollten sich verstecken und nur erscheinen, wenn er sie brauchen würde. Der Krebs versteckte sich in einer Wasserpfütze am Tor, die Biene unter der Schwelle, der Fuchs, der Bär und der Tiger hinter den Säulen. Mit seiner ganzen Kraft schlug der Frosch auf die Trommel. Bumm, bumm, bumm!

Der Regengeist erschien persönlich am Fenster, da sich der Himmlische Kaiser und die anderen Gottheiten auf Reisen befanden. "Wer wagt es, mich beim Abendessen zu stören", brüllte der Regengeist, bevor er den Wachmann zu sich holte. Der Wachmann rannte zum Tor und wieder zurück: "Der Frosch ist es, Herr. Er will sich beim Himmlischen Kaiser darüber beschweren, dass Sie Ihrer Arbeit nicht ordentlich nachgehen." "Frechheit!" brüllte der Regengeist, während der Frosch weiter auf die Trommel schlug, in der Hoffnung, dass der Himmlische Kaiser ihn hören würde und zum Palast zurückkehrte. Der Regengeist befahl den Himmlischen Hahn zum Tor, um den Frechdachs aufzupicken. Der Hahn schärfte seine Sporen und bereitete sich auf den Kampf vor. Der Frosch gab dem Fuchs ein Zeichen und in einer Handumdrehung wurde der Hahn von ihm so zugerichtet, dass er fast alle Federn verlor. "Hmm, ein komischer Frosch", dachte sich der Regengeist Wut entbrannt. "Er steht vor dem Tor, blies sich auf und der Himmlische Hahn verliert alle seine Federn. Das ist nicht normal. Ach, ich werde ihm zeigen, wer hier Befehle gibt.Himmlischer Hund ! Mach aus dem Frosch Hackfleisch!"

Dieses Mal gab der Frosch dem Bären ein Zeichen. Als der Hund sich näherte, gab das riesige Tier dem Hund einen Hieb mit der Tatze, sodass sich dieser mehrmals überschlug. Nachdem der Bär seine Arbeit getan hatte, versteckte er sich wieder, wie der Fuchs es vor ihm getan hatte. Der Himmlische Hund kam zurück zum Regengeist, den Schwanz zwischen die Pfoten, während der Frosch sich noch mehr aufblies, um noch stärker auf die Trommel zu schlagen.
"Wache!", brüllte der Regengeist, "geh hin und mach ihn fertig!" Die Wache verneigte sich, nahm ihre Lanze und ging im Militärschritt zum Tor.

Auf ein Zeichen des Frosches kam die Biene aus ihrem Versteck und stach der Wache in die Augen. Die Wache schrie vor Schmerzen. Als sie sich mit dem Wasser der Pfütze die Augen waschen wollte, kniff der Krebs ihn überall hin, wo er ihn erreichen konnte. Bevor die Wache das Wasser aus dem Gesicht wischen und in den Palast rennen konnte, warfen sich der Bär und der Tiger auf ihn, bissen, kratzen ihn. Der Fuchs und die Biene halfen tatkräftig mit! Als die Wache die Worte des Frosches hörte :"Gut, ich nehme jetzt meinen Stock, und erteile Dir eine Lektion", lief er direkt zum Palast zurück.
Dem Regengeist gefror das Blut, als er sah, wie die Wache, halbblind, das Gesicht vor Angst verzogen, zurückgelaufen kam.

Der Frosch schwoll noch mehr an und quakte laut: "Wenn der Regengeist nicht sofort mit seiner Arbeit beginnt, wird er sehen, was geschieht!"
Bumm, bumm! Ohrenbetäubende Trommelschläge begleiteten seine Warnung. "Was ist passiert?! fragte eine starke Stimme, "Wer hat solches Unrecht erlitten, dass er die Himmlische Trommel so laut schlug und ich von der anderen Seite der Welt zurück musste?"

Der Himmlische Kaiser war soeben zurückgekehrt. "Ich bin es, der getrommelt hat, kaiserliche Hoheit", sagte der Frosch mutig. Dann erklärte er die Gründe seiner Beschwerde.
Der Himmlische Kaiser runzelte die Brauen und guckte den Regengeist ganz streng an. Der Regengeist machte sich ganz klein. Wenn er gekonnt hätte, hätte er sich in ein Insekt verwandelt, um unbemerkt verschwinden zu können. "Steig sofort auf die Erde herunter und mach deine Arbeit", befahl der Himmlischer Kaiser. "Und wenn du damit fertig bist, komm zurück zu mir, um deine Strafe entgegenzunehmen."
Der Regengeist flog weg. Der Himmlische Kaiser betrachtete die Schäden, die der Frosche und seine Freunde begangen hatten. Die Wache, der Hund und der Hahn waren nicht schön anzusehen. "Ich muss zugeben, dass ein großes Unrecht geschehen ist. Wenn der Regengeist in Zukunft seiner Arbeit wieder nicht nachgeht, brauchst du, Frosch, nur laut zu quaken. Der Regengeist wird sich daran erinnern und wird Regen auf die Erde bringen."

Seit diesem Tag braucht der Frosch nur zu quaken, wenn lange Zeit kein Regen auf die Erde gefallen ist. Wenn der Regengeist trotzdem nicht hört, wird der Himmlische Kaiser wütend, sodass der Regengeist zur Arbeit gezwungen wird.

Für Vietnamesen sind Blitze und Donner Ausdrücke dieses Zornes.
Wir sagen dann "Troi gâm": Der Himmel brüllt.


Bilder von Juliane K.