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Võ Phiến - Erinnerung an den Schriftsteller, der die südvietnamesische Literatur rettete


VON ANH DO, LOS ANGELES TIMES


Als die Kommunisten in den letzten Tagen des Vietnamkrieges nach Sài Gòn vordrangen, fühlte Võ Phiến, dass die Geschichte seines Landes ausgelöscht werden würde. Bücher würden verbrannt, Geschichtsereignisse umgeschrieben und ganze Städte ihren Namen beraubt werden – der Mann sollte Recht behalten.

Voller Furcht, was kommen würde, beschloss er Literaturschätze zu sammeln, darunter Essays die in Nachrichtenzeitungen und Magazinen erschienen waren, Bücher, die bald verboten werden würden und sogar Tagebücher – alles was die Gefühle und nervöse Energie der Kriegsjahre aufzeichnete.

Was Jahre später erschien, nachdem er in Amerika als Flüchtling, im Gepäck mit nur seiner Frau und einer Tochter im Jugendalter, ankam, ist eine Sammlung vietnamesischer Schriften, die andernfalls verschwunden wären.

Thai Strom, ein Journalist aus Sacramento, Kalifornien, der Võ als einen Mentor betrachtet, sagte: „Was er geschaffen hat ist unersetzlich und wertvoll. Der Wert besteht in der Zusammenfassung vom Wissen und Erlebtem an das er sich erinnert, was er ausgegraben hat und was er aus den Gedanken so vieler wichtiger Menschen vorfinden konnte.“

vophien

Võ, selbst ein erfolgreicher vietnamesischer Schriftsteller, der im Landkreis Los Angeles für die Rentenbehörde arbeitete, starb am 28.09.2015 im Alter von 89 Jahren (nach vietnamesischer Zählung 90) in einer Klinik in Santa Ana, Kalifornien.

Unter den vietnamesischen Amerikanern ist Võ Phiến in der Diaspora als einer der herausragenden literarischen Geister angesehen, als jemand der ein Auge für die Melancholie der Ära hatte, ein Schriftsteller, der die reichhaltige Kultur, das Leben vietnamesischer Dörfer und den Krieg selbst erfasste.

Es war die ausführliche Sammlung „Văn Học Miền Nam, Tổng Quan“, eine Übersicht südvietnamesischer Literatur von 1954 bis 1975, die bei Exilvietnamesen beliebt wurde. Das Werk zeigte die Arbeit von mehr als 200 Autoren und dokumentierte die Periode künstlerischer und literarischer Bewegungen. Der Ersterscheinung im Jahr 1999 folgten sechs weitere Bücher, die Genres, wie Poesie und Theaterwerke erkundeten.

Geboren am 20.10.1925 als Đoàn Thế Nhơn, wuchs Võ in der mittelvietnamesischen Provinz Bình Định auf. Im Alter von 20 schloss er sich der antifranzösischen Revolutionsbewegung an, aber wurde vom Kommunismus desillusioniert und begann für das Informationsministerium der Republik Vietnam (Südvietnam) zu arbeiten.

Võ Phiến wurde sein Pseudonym, das er für Gedichte, Novellen, Kurzgeschichten und Essays benutzte, die er in einem hohen Tempo niederschrieb. Niemals verwendete er eine Schreibmaschine oder einen Computer, er schrieb Vietnamesisch per Hand, während seine Ehefrau die Manuskripte abtippte und die Betonungszeichen hinzufügte. Die ersten Werke von Võ Phiến wurden in den 1950er Jahren, während des ersten Indochinakrieges zwischen der französischen Regierung und der kommunistischen Armee, veröffentlicht.

Als Sài Gòn 1975 an die Kommunisten fiel, beeilte sich Võ das Land zu verlassen; mit seiner Frau und seiner Tochter letztendlich nach Amerika zu flüchten. Zwei seiner erwachsenen Söhne, beide Doktoren mit eigener Familie unterstützten ihn dabei. Ein dritter blieb in Australien, wo er als Austauschstudent lebte.

Von der Flüchtlingsunterkunft, der Militärkaserne Fort Indiantown Gap im US-Bundesstaat Pennsylvania, kämpfte er sich in Amerika zurück ins Leben.

Den Klimabedingungen der Ostküste nicht gewachsen, zog Võ und seine Familie nach Los Angeles, Kalifornien, eine Stadt in der es nur so von Einwanderern wuselte. Mit der Beabsichtigung des Beginns der Sammlung von Literatur während der Kriegsjahre in Vietnam, gewann er ein Fördergeld im Wert von 20.000 US Dollar, das vom sozialwissenschaftlichen Ausschuss und dem Amerikanischen Rat für Soziallehren stammte.

Er machte vietnamesische Flüchtlinge ausfindig, die vielleicht Magazine, Zeitungen oder irgendwas mitgebracht hatten, welche Berichte über Vietnam enthielten. Er fragte in den neuen schnellwachsenden Orten, wie Little Saigon, in denen neue Einwanderer hinzuzogen, nach Büchern. Er durchforstete Mikrofilme in Bibliotheken in Frankreich und New York und durchkämmte die Archive der Bibliothek des Kongresses in Washington.

Seine Ehefrau erzählte: „Es war so schwierig. Vergessen Sie nicht, fast jeder verließ Vietnam nur mit seiner Kleidung, die er am Körper trug. Es war chaotisch und schrecklich. Niemand hatte Zeit, um seine persönliche Dinge mitzunehmen oder es gab keinen Platz dafür.“

„Văn Học Miền Nam, Tổng Quan” wurde 1999 herausgegeben und fand schnell Einzug in die Bücherregale der Vietnamesen. Es wurde nie ins Englische übersetzt.

Minh Phú Phạm, Redakteur des Literaturmagazins Kỷ 21 (21. Jahrhundert) kommentierte: „Võ, ein umsichtiger Schriftsteller begutachtete jeden Aspekt – ein Weltereignis, einen geschichtlichen Vorfall – aus jedem Winkel.“

Linda Lê, eine Künstlerin aus Santa Monica, Kalifornien, die vietnamesische Kultur im College zu studieren begann, sagte: „Ich hatte nie etwas über ihn gehört und jetzt, wenn ich ihn erwähne, sind andere glücklich mir zu erzählen, wie sehr sie ihn schätzen.“

Der emeritierte Englischprofessor John C. Schafer, der Humboldt State University Arcata, Kalifornien, beschrieb Võ in seinem Buch „Vo Phien and the Sadness of Exile“ als jemanden, der präzise den Schmerz der Beobachtung in der „körperlichen und spirituellen Zerstörung“ seiner Heimat aufzeichnete.

Võ, war jemand, der nicht nur leicht mit Worten hantieren, sondern auch sehr gut mit Zahlen umgehen konnte, sagte die Ehefrau. Als Experte für vermögenswirksame Leistungen für Rentenanträge im Los Angeles County, löste er Gleichungen mit einer „enormen“ Geschwindigkeit, bearbeitete 20 Formularsets pro Tag für die öffentlichen Angestellten am Ende ihrer Karriere. Seine Frau und er arbeiteten gemeinsam in der Behörde im Zentrum von Los Angeles. Abends nach der Arbeit schrieb er an seinen Werken und seine Ehefrau wurde zur Lektorin.

„Das waren unsere schönsten Jahre“, erzählte Viễn Phố, die Ehefrau.

Als eine Sammlung seines Lebenswerks unter dem Titel „Tuyển Tập Võ Phiến“ im Jahr 2006 erschien, reisten Leser aus ganz Kalifornien und aus dem Ausland nach Little Saigon zur Buchsignierung.

Võ hinterlässt seine Ehefrau, vier Kinder, vier Enkelkinder und drei Urenkel.

„Wissen Sie, dass er schon als Jugendlicher anfing Gedichte zu schreiben? Ich verliebte mich in ihn, als ich seine Wörter las“, erzählte Viễn.


Vietnamesischer Podcast von RFA über das Leben von Võ Phiến:
http://bit.ly/1QW0HVR

Văn Học Miền Nam, Tổng Quan - Võ Phiến:
ISBN-13: 978-1629884752