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Der Buddhismus

Historisch gesehen, identifizieren sich die meisten Vietnamesen mit dem Buddhismus, der im südlichen Nepal um 530 v. Chr. als Abwandlung des Hinduismus seinen Ursprung hatte. Sein Begründer war Gautama, ein Prinz, der sich dagegen auflehnte, wie die Priesterkaste der Brahmanen den Hinduismus formell auslegte. Gautama wanderte und meditierte als Asket jahrelang, bis er den Pfad der Erleuchtung ins Nirwana entdeckte, in eine Welt endloser Glückseligkeit, in der man aus dem Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt befreit ist. Gemäß der buddhistischen Lehre besteht die Rettung der Menschheit in der Erkenntnis der "vier edlen Wahrheiten": dass der Mensch geboren wird, um in mehreren Leben nacheinander zu leiden, dass die Ursache des Leidens das menschliche Streben nach irdischen Freuden ist, dass das Leiden aufhört, sobald man sich von diesem Streben befreit hat, und dass man diese Befreiung durch das Folgen des "edlen achtfachen Pfades" erreicht. Die Grundlage des buddhistischen Konzepts von Moral und richtigem Verhalten, der achtfache Pfad, besteht aus den richtigen Ansichten bzw. Aufrichtigkeit im religiösen Leben, den richtigen Absichten, ehrlichem Urteilsvermögen, den richtigen Worten bzw.  Aufrichtigkeit beim Sprechen, dem richtigen Erwerb des Lebensunterhalts bzw. Aufrichtigkeit beim Verdienen des Lebensunterhalts, richtigen Anstrengungen bzw. Aufrichtigkeit in den Lebenszielen, richtiges Andenken bzw. Aufrichtigkeit im Gedächtnis, richtige Konzentration bzw. Aufrichtigkeit beim Meditieren.

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Zunächst breitete sich der Buddhismus, aus China kommend, etwa im 2. Jahrhundert v. Chr. im Delta des Roten Flusses aus, und danach, etwa zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert n. Chr. von Indien aus im Gebiet des Mekongdeltas in Südvietnam. Die Chinesische Art, der Mahayana-Buddhismus, wurde zum Glauben der meisten Vietnamesen, wogegen sich die Indische Art, der Theravada- (oder Hinayana-) Buddhismus hauptsächlich auf die südliche Delta-Region beschränkte. Der Unterschied in der Doktrin der beiden besteht in den unterschiedlichen Ansichten über Gautama Buddha: Die Mahayana-Schule lehrt, dass Gautama nur einer von vielen "Erleuchteten" war, in denen sich die göttliche Macht des Universums manifestiert, die Theravada-Schule lehrt, dass Gautama der einzige Erleuchtete und große Lehrmeister war, aber nicht göttlich. Die Mahayana-Sekte glaubt zudem, dass Laien das Nirwana erreichen können, wogegen die Theravada-Schule dies nur geweihten Mönchen und Nonnen zugesteht.

Allerdings sind nur weinige Vietnamesen außerhalb des Klerus mit der ausgefeilten Kosmologie des Buddhismus vertraut. Was sie damals, als der Buddhismus eingeführt wurde, wirklich ansprach, waren die Mahayana-Rituale und Bilder. Die Mahayana Zeremonien vertrugen sich gut mit dem angestammten Glauben der Vietnamesen, einer Kombination aus Volksglauben, Konfuzianismus und taoistischer Lehre, und die "Erleuchteten" des Mahayana wurden oft zusammen mit animistischen Geistern verehrt.

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Bevor das Land unter kommunistischer Herrschaft vereint wurde, genoss der Buddhismus Unabhängigkeit vom Staat, die immer stärker bedroht wurde, als die Kommunisten an Macht gewannen. Aus pragmatischen Gründen vermied das Regime jedoch zunächst offene Feindseligkeiten gegenüber dem Buddhismus oder anderen organisierten Religionsgemeinschaften. Stattdessen versuchte man durch Mitbestimmung und Kontrolle, die tatsächlichen und potentiellen Kollaborateure von den Regimegegnern zu trennen. Schon wenige Monate nach dem Sieg über den Süden stellte beispielsweise das kommunistische Regime eine Organisation namens "Patriotisches Buddhismus-Verbindungs-Komitee" auf. Das Ziel des Komitees war die Verbreitung der Idee, dass alle patriotischen Buddhisten die Pflicht hatten, sich am Aufbau einer neuen Gesellschaft zu beteiligen, die erstmals vom Joch des Feudalismus und Neokolonialismus befreit war. Das Komitee versuchte auch zu zeigen, dass in der Tat die meisten Buddhisten, Führer wie auch Gefolgsleute, hinter dem neuen Regime und dem Verbindungs-Komitee standen. Diese Strategie war ein Versuch, die Macht der einflussreichen, unabhängigen buddhistischen Geistlichen, insbesondere der Vereinten buddhistischen Kirche Vietnams, zu brechen. Diese war vor 1975 ein starker Kritiker der Regierung in Saigon gewesen und von den rund 20 buddhistischen Sekten in Vietnam hatte sie am lautesten gegen den Krieg protestiert.

Die Kommunisten setzten auch Mönche und Nonnen unter Druck, ihre religiöse Lebensweise aufzugeben, indem sie sie ermunterten, sich in der Landwirtschaft zu betätigen oder aktive Mitarbeiter des Patriotischen Buddhismus-Verbindungs-Komitees zu werden. Wegen ihrer Weigerung wurden einige prominente geistliche Führer im Süden unter Hausarrest gestellt oder inhaftiert, ihre Pagoden wurden für weltliche Zwecke genutzt, und ihr Besitz wurde eingezogen .Diese Aktivitäten ähnelten stark den kommunistischen Aktionen gegen die Buddhisten im Norden in den 50er Jahren. Außerdem hinderte die Partei buddhistische Organisationen daran, Mönche und Nonnen in den vormals unabhängigen Schulen auszubilden. Im April 1980 wurde von der Regierung ein nationales Komitee buddhistischer Gruppen im ganzen Land gebildet. Die von der Regierung kontrollierte vietnamesische buddhistische Kirche wurde im November 1981 gegründet. Sie wurde zur einzigen offiziell anerkannten Organisation, die alle buddhistischen Gruppen im In- und Ausland repräsentieren durfte. Als Ergebnis der kommunistischen Politik wurde die Ausübung buddhistischer Rituale und Praktiken drastisch reduziert. Eine Studie von 1979 über eine Gemeinde im Delta des Roten Flusses, die als "überwiegend katholisch" galt, zeigte, dass die beiden Pagoden der Gemeinde "von den Gläubigen (in der Mehrheit alten Frauen) erhalten und regelmäßig besucht wurden, besonders an buddhistischen Feiertagen." Mönche oder Nonnen hatte man jedoch keine beobachtet, und die Studie führte weiterhin aus, dass im nahen Hanoi die Pagoden mittlerweile abgeschafft worden waren. 1987 wiesen die Berichte darauf hin, dass buddhistische Rituale noch in einigen entlegenen Gebieten ausgeübt wurden.

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Die Haltung der kommunistischen Regierung gegenüber dem Buddhismus und anderen Religionen war von Toleranz geprägt, solange die Geistlichkeit und die Gläubigen sich strikt an offizielle Richtlinien hielten. Diese Richtlinien unterbanden jedoch das Wachstum der religiösen Institutionen indem sie die Anzahl von Einrichtungen zur Ausbildung Geistlicher begrenzten und indem sie die Zeit der potentiellen Kandidaten mit einer täglichen Routine ausfüllten, die aus Studium, Arbeit und der Teilnahme an den Aktivitäten der kommunistischen Jugendgruppen bestand. Um sich den Anschein zu geben, sie möchten eine neue Generation von Mönchen und Nonnen ausbilden, gründete die vietnamesische buddhistische Kirche im November 1981 eine buddhistische Akademie in Hanoi und einer weitere im Dezember 1984 in Ho Chi Minh City. Diese Akademien dienten jedoch als verlängerter Arm des Staates.


Quelle: www.vietnam-culture.com

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