Lebendige Fluchterinnerungen der Familie

Eine Dozentin des Edmonds Community College über ihre Fluchterinnerungen

Von Julie Muhlstein
Herald Kolumnist

Im Jahr 1975 war Marie Tran 9 Jahre alt.

Sie erinnert sich an die wunderschöne Küste in der Nähe ihres Hauses in Nha Trang. Sie lebte mit ihren Eltern, fünf Brüdern und vier Schwestern etwa 180 Meilen nördlich von Saigon.

Im Frühjahr '75, hatten sich die Kämpfe zwischen dem kommunistischen Nordvietnam und der südvietnamesischen Armee intensiviert. Maria wuchs in einem Land auf, das sich im Krieg befand, aber sie blieb von all diesen Konflikten verschont - bis zum 30. März 1975.

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An diesem Tag schickte ihr Vater, D. Hao Tran, der für die südvietnamesische Regierung arbeitete, seine Familie auf eine Insel vor der Küste Nha Trangs.

„Wir verließen gerade die Stadt, welche nur zwei Stunden später vom Viet Cong übernommen wurde“, erzählte die 44-jährige Tran am Freitag in ihrem Büro des Edmonds Community College.

„Ich erinnere mich, dass es das erste Mal war, dass ich Schüsse hörte. Von der Insel aus konnten wir Flammen erkennen, es ging alles sehr schnell.“

Trans Vater floh später selbst verkleidet mit der Hilfe einer seiner älteren Söhne und schwamm von einer Insel zu der benachbarten, wo sich seine Familie befand.

Nach zwei verregneten Nächten auf der Insel gingen sie mit einem 24-Fuß langen Boot hinaus aufs Meer und trafen sich später mit anderen Flüchtlingen auf einem größeren Boot. Tran erinnert sich an das Schiff, das voll mit Leuten war, die „wie Sardinen“ dort lagen. Das Wetter war schrecklich und sie wurde seekrank. Die Reise ging nach Süden bis zum Hafen von Vung Tau, der ein Sammelpunkt für Flüchtlinge war, die aus den von den Kommunisten eroberten Gebieten stammten.

Die Tran-Familie machte sich mit dem Bus auf nach Saigon, da ihr Vater Verbindungen besaß, wurden sie mit anderen Flüchtlingen mit einem C-130 US-Militärtransporter aus Vietnam ausgeflogen.

Sie verließen das Land ca. um 02:00 Uhr morgens am 24. April 1975.

Am 30. April eroberten die Nordvietnamesen Saigon.

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„Für uns ist der 30. April der Tag an dem wir unser Land verloren", sagte Tran, die heutzutage Dozentin in Betriebswirtschaft an der eDCC ist.

Mit dem Ende des Vietnamkrieges herrschte der Kommunismus im wiedervereinigten Vietnam. Für die Tran-Familie, die zur Clark Air Base auf den Philippinen kam und später zur Insel Wake, bevor sie schließlich in die USA einreisen konnten, bedeutet das Ende des Krieges 73 Tage in Fort Chaffee( im US-Bundesstaat Arkansas), ein Übersiedlungszentrum für vietnamesische Flüchtlinge.

Sie wurden dort von Mai bis Juli 1975, von der katholischen Diözese aus Tulsa, Oklahoma unterstützt und erhielten somit auch ein neues Zuhause.

Trans Eltern leben immer noch in dem Drei-Zimmer-Haus in Tulsa, wo sie 10 Kinder aufzogen.

Ihr Vater arbeitete als Hausmeister und ihre Mutter als Näherin. Alle 10 Kinder erreichten einen College-Abschluss.

Am Samstag (01. Mai) wird Tran über ihre Vietnamerfahrungen um 11 Uhr an der Mukilteo-Bibliothek referieren. Ihr Vortrag ist ein Teil des „The Big Read“, ein Programm, das von Sno-Isle Regional Library System und Public Library Everett gesponsert wird. Es konzentriert sich auf „The Things They Carried", ein Buch mit Geschichten des Vietnamkriegs vom Armeeveteranen Tim O'Brien.

Trans Vergangenheit ist nur ein Teil der Diskussion, was sie als: „Vietnam - Eine persönliche Reise" bezeichnet. Im Jahr 2008 kehrte Tran zum ersten Mal zu ihrem Geburtsort mit der „Peace Trees Vietnam Organisation“ zurück. Die Non-Profit-Organisation wurde 1995 von der Familie von Daniel Cheney, ein Hubschrauberpilot der 1969 in Vietnam getötet wurde, gegründet.

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Es war das Treffen mit Jerilyn Brusseau, Cheneys Schwester und Mitbegründerin der Peace Trees Vietnam, das Tran angespornt hatte, sich zu engagieren. Seitdem hat die Organisation Landminen geräumt, Bäume gepflanzt, Schulen und Bibliotheken gebaut und Menschen die vom Krieg in Mitleidenschaft gezogen wurden unterstützt.

Tran seitdem nun schon mehrmals in Vietnam gewesen, im Juni geht sie erneut nach Vietnam, es ist eine Rundreise für Frieden und Gerechtigkeit, eine Initiative von PeaceTrees und des Lokalverbandes der Vereinten Nationen aus Seattle.

Auf einigen Reisen wird sie von amerikanischen Veteranen begleitet werden, die im Vietnam-Krieg kämpften.

„Wenn man jetzt nach Vietnam geht, so erkennt man dass 70 Prozent der Bevölkerung nach dem Krieg geboren wurden", sagte sie.

„Die Dinge haben sich verändert, aber die Veteranen erinnern sich immer noch.

Einige wissen noch ganz genau an welcher Stelle sie damals waren. "

Einige dieser Veteranen haben sich, dass es so enden musste, bei Tran entschuldigt.

„Ich habe vor den Veteranen aller Kriege höchsten Respekt ", sagte sie.

„Sie haben einfach ihre Arbeit getan."


Quelle: www.heraldnet.com