Wort des Dankes zum 40-jährigen Bestehen der vietnamesischen Flüchtlingsgemeinschaft in Mönchengladbach


Sehr geehrte Frau Christel Neudeck, sehr geehrter Herr Felix Heinrichs, Oberbürgermeister Stadt Mönchengladbach, Vertreter der Regierungen, Parteien, Landtage, NRW, verehrte Gäste,

Ich, Kim Ngan, war damals ein 10 Tage altes Baby als meine Eltern als Boat people aus Vietnam geflüchtet sind. Heute nehmen wir an der Feier zur 40 Jahre Integration der vietnamesischen Flüchtlinge teil, unter anderen um die Erinnerung wieder wachzurufen. Ich betrachte dieses Ereignis als der Geburtstag der Flüchtlingsgemeinschaft der Stadt Mönchengladbach und Umgebung.

Vom ganzen Herzen danke ich Herrn und Frau Neudeck und dem Komitee von Cap Anamur, dem großen Wohltäter, für die Rettung von 11.300 Bootsflüchtlingen, darunter auch meine Familie.

Meine Eltern erzählten, dass ich erst 10 Tage alt war, so klein wie eine Puppe, mit einem Gewicht von etwa 2 kg. Sie trugen mich zu einer damals verbotene Taufzeremonie in einer Kirche. In dieser Nacht floh ich mit Vater und Mutter, mit meiner ganzen Familie, aus Vietnam, aus dem Kommunismus.

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6 Tagen, 5 Nächten und 114 Stunden, mit einem zerbrechlichen kleinen Boot,12 Meter Länge, 2,5 Meter breit, 1,2 Meter hoch, zusammen mit anderen 101 Boat people, trieben wir wie eine Kastanie ziellos auf dem Meer, dem Tode nahe, verängstigt im Regen, Wind, Sturm, verhungert, verdurstet ...

Meine Mutter hat erzählt, dass sie nach dem ersten Tag keine Muttermilch mehr hatte. An den 5 nachfolgenden Tagen hat sie die Milchpulver mit dem kalten salzigen Meereswasser zubereitet, in der Hoffnung, dass das Baby damit überlebt. Ich sollte Tag und Nacht geweint haben, vom Salzwasser aus den Stürmen und Wellen immer wieder gespült, wodurch die Haut des neugeborenen Babys völlig rot wurde und abpellte. Zum Glück eilte das Schiff Cap Anamur rechzeitig zur Rettung.

Die Ärtzte und die Krankenschwester schüttelten nur den Kopf als sie mich behandelten, und sagten zu meinem Eltern, dass ich keinen weiteren Tag überleben könnte. Ich würde dann ins Meer geworfen, um die Fische zu füttern.

Nachdem das Schiff 101 Menschen gerettete, kam ein Sturm der Stufe 8 oder 9, das Boot wurde vom Sturm zerschlagen.

Ich und meine Familie haben Vertrauen in Gott, in die Heilige Mutter Maria, der leuchtende Stern, der dem Schiff Cap Namur den Weg zu unserem Boot zeigte, um uns zu retten. Wir verbeugen uns mit tiefsten Dank vor Gott, und bedanken uns für die Rettung, so dass unsere Familie zusammen mit der Flüchtlingsgemeinschaft heute, nach 40 Jahren leben im Exil, mit 40 Jahren Integration in der neuen Heimatstadt Mönchengladbach, gemeinsam das Neujahrfest feiern zu können.

Im Juni 1982 lebte unsere Familie in in der Pfarrei St. Johannes MG Rheydt. Ich möchte mich bei allen bedanken, bei meinen Kindergartenbetreuerinnen, meinen Lehrern und Lehrerinnen aus der Grundschule, Sekundarschule und den Professoren der Universität. Heute habe ich einen Job, eine Familie, zwei Söhne. Ich möchte meinen Dank auch an den Oberbürgermeister Herrn Felix Heinrichs sowie an die Stadt Mönchengladbach aussprechen, für die Unterstützung vietnamesischer Flüchtlinge bei der Integration in ihrer zweiten Heimat, wo wir frei, glücklich und erfolgreich ein neues Leben aufbauen können. Wir lernen fleißig, arbeiten hart, tragen zur Entwicklung Deutschlands und der Stadt MG bei.

Ich wünsche allen Anwesenden Gesundheit, Glück und alles Gute im Neuen Jahr!


Kim Ngan Nguyen
Mg 25.2.2023