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Hong Kong Nguyen –eine Frau, welche die Hoffnung im Namen trägt

Als 5-jähriges vietnamesisches Flüchtlingsmädchen verbrachte sie nach einem Aufstand 12 Tage allein im Gefängnis vor der enttäuschenden Rückführung in die Heimat.

Sie war das erste Kind verzweifelter vietnamesischer Flüchtlinge, die im „duftenden Hafen“ angekommen waren und nun voller Hoffnung waren, dass sie an diesem Ort ein neues Leben beginnen konnten, so dass sie ihrer Tochter den Namen Hong Kong gaben.

Das war vor über zwei Jahrzehnten und heute - 16 Jahre nachdem das letzte Flüchtlingslager geschlossen wurde und die Insassen unter Protestgeschrei dorthin zurück gezwungen wurden, von wo sie in wackeligen Booten geflüchtet waren - sagt die 25-jährige Hong Kong Nguyen, dass die Stadt, deren Namen sie trägt, immer etwas Besonderes sein wird, auch wenn die Träume ihrer Eltern zerstört wurden.

Sie wurde am 26.10.1990 im Prince of Wales Krankenhaus geboren und im Alter von fünf Jahren hatte sie noch nichts außerhalb des Stacheldrahtzauns um das Flüchtlingslager gesehen.

Damals hatte sie auch schon einen Aufstand miterlebt, und zwar im Whitehead-Sammellager, dem Lager, in dem sich die angespannte Lage so zuspitzte, dass es am 10. Mai 1996 zu gewalttätigen Ausschreitungen kam. Sie wurde damals von ihren Eltern getrennt und verbrachte 12 Tage allein im Victoria-Gefängnis, ehe sie zu ihrer Familie zurückkam.

Proteste bei Räumung des High Island Flüchtlingslagers, New Territories, Hong Kong 1996


Ihre Geschichte stand auf der Titelseite der South China Morning Post.

„Ich verlief mich und fand einen Freund der Familie", erinnerte sie sich später in Vietnam während eines Interviews in dieser Woche. „Es war chaotisch. Ich erinnere mich, wie die Leute herumliefen --- viele Leute. Wir wurden zu einer Behörde gebracht, alle in einen Raum."

Nguyen und ihre Familie - sie hat einen kleinen Bruder, der auch im Lager zur Welt kam - waren unter den vielen, die gegen ihren Willen im September 1996 nach Vietnam zurückgeführt wurden. Aber 20 Jahre später ist Hong Kong, wie der Name des Mädchens beweist, immer noch Teil ihres Lebens.

Ihr Vater, Nguyen Pham Muoi, und ihre Mutter, To Thi Huong, erreichten Hong Kong 1989 in zwei verschiedenen Booten.

„Als ich in Hong Kong ankam, dachte ich, es sei ein Ort der Freiheit, eine Chance, ein neues Leben in einer freien Welt anzufangen“, erinnerte sich Nguyen, der in Hanoi Unternehmer war und zu jener Zeit von der vietnamesischen Regierung unter Druck gesetzt wurde, so dass er fliehen musste.

Sie waren zwei unter den 230 000 Menschen, die nach dem Ende des Vietnamkrieges in diese Stadt flohen.

Viele von denen, die vor 1988 ankamen, wurden in andere Länder umgesiedelt, aber dann kündigte die Regierung einen „umfassenden Aktionsplan" an, der besagte, dass alle „Boat People" erfasst werden sollten und letztlich das Ziel war, diese in ihre Heimat nach Vietnam zurückzuschicken.

„Wir kamen mit so vielen Hoffnungen und Träumen. Darum gab ich ihr diesen Namen: Hong Kong", sagt Nguyen, heute 57 Jahre alt.

Sein Optimismus verflog während der leidvollen Jahre im Lager und der ungewollten Rückkehr nach Vietnam. „Ich dachte, ich hätte Anspruch auf Flüchtlingsstatus, darum heiratete ich und bekam Kinder, ich war voller Hoffnung, aber letztlich bekam ich gar nichts."

Nguyen und seine Familie verbrachten ihre letzten Wochen in Hong Kong im Victoria-Gefängnis. „Eines Tages kam die Polizei und wir reagierten darauf mit dem sogenannten gewaltlosen Widerstand", sagte er. „Die Polizisten legten eine Decke auf den Boden, wickelten uns wie Frühlingsrollen ein und brachten uns zum Flugzeug."

hong kong nguyen

Hong Kong, bekam wenig mit vom Kampf ihrer Eltern. Obwohl sie in Sektion 5 von Whitehead aufwuchs, ohne eigenes Zimmer, sogar ohne eigenes Bett, hat sie nur bruchstückhafte Erinnerungen an die Zeit im Lager.

„Ich wurde im Lager eingeschult, in die erste Klasse der Grundschule. Ich erinnere mich daran, dass ich jeden Tag in einer Schlange anstehen musste, bevor ich zur Schule gehen konnte ... aber nicht viel mehr."

Sie wuchs in Vietnam zum Teenager heran, wie alle anderen auch, studierte Philosophie und Politik an der Columbia Universität in New York und kehrte dann nach Vietnam zurück.

Im Sommer 2009 reiste die Familie Nguyen zum ersten Mal wieder nach Hong Kong, ein sehr emotionaler Besuch in einer Stadt, die sie kaum wiedererkannten. „Ich hörte viele Geschichten und ich sah Fotos. Wir gingen wieder zu den Orten, wo die Lager gewesen waren ... es war sehr eindrucksvoll", sagte sie.

Aber weder sie noch ihre Eltern können sich vorstellen, selber wieder in Hong Kong zu leben.

„Ich sah eine wachsende Ungleichheit in Hong Kong", sagte sie. „Die Lebenshaltungskosten sind sehr hoch und die Leute wirkten unzufrieden."

Aber sie fügte hinzu: „Hier wurde ich geboren, hier haben sich meine Eltern kennengelernt, und es ist ein Teil meiner Familiengeschichte ... Hong Kong wird für uns immer ein besonderer Ort sein."


Der Artikel erschien in der Druckausgabe der South China Morning Post unter dem Titel:
Eine Frau, aus der Hoffnung geboren, deren Name Hong Kong ist.


Quelle:
http://www.scmp.com/news/hong-kong/article/1847894/hong-kong-woman-born-hope-and-named-after-city-her-parents-dreams