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APEC: Zusammenarbeit und Widerstand

Bild: Eine Wache steht vor dem Haus von Arzt Phạm Hồng Sơn in Thụy Khuê, Hà Nội

Das APEC-Gipfeltreffen findet gerade in Hanoi mit zahlreichen internationalen Vertretern aus Politik statt. Und alle befinden sich im Rausch der wirtschaftlichen Zusammenarbeit.

Bis heute wurde in den offenen Gesprächen aber noch kein Wort über Menschenrechte oder die Andersdenkenden in Vietnam gesprochen.
Laut Informationen der Bürgerrechtler in Vietnam dauern die Belagerungs- und Überwachungszustände um ihre Wohnungen in einer sehr angespannten Atmosphäre an.


Polizisten in Uniform aber auch in Zivil bewachen rund um die Uhr vor der Wohnung der Andersdenkenden. Von einem Mobilfahrzeug heraus stören sie den Empfang von Handys in dem Wohngebiet der Bürgerrechtler.
Vor den Wohnungen von Reporter Nguyễn Khắc Toàn, Rechtsanwältin Lê Thị Công Nhân, Rechtsanwalt Nguyễn Văn Đài, Dr. Nguyễn Thanh Giang, Reporterin Trần Khải Thanh Thủy usw. sind überall solche Polizeiwachposten zu sehen.
Vor der Wohnung von Herrn Nguyễn Khắc Toàn und Frau Trần Khải Thanh Thủy sind außerdem noch Hinweisschilder “No Foreigner” (Zutritt für Ausländer nicht erlaubt), später geändert auf “Restricted Area – No Passing” (beschränkter Bereich-Durchgang verboten) aufgestellt.
Schlimmer noch ging es beim Mediziner Phạm Hồng Sơn, der zu 4 Jahre Gefängnis wegen Verbreitung eines von ihm übersetzten Dokuments über Demokratie verurteilt und nur durch Druck der USA im vergangenen September freigelassen wurde, zu. Herr Sơn teilte dem BBC-Sender gestern (17.11.06) mit, er und ein Freund, der ihn besucht und sich gerade von ihm verabschiedet hat, wurden direkt vor seiner Wohnung geschlagen, als Herr Sơn seinen Freund bis auf die Strasse begleiten wollte.
"Die Polizei hielt meinen Freund an und durchsuchte ihn. Wir haben daraufhin protestiert. Auf einmal schlugen sie auf uns ein, zwangen ihn in einen Wagen einzusteigen und fuhren in ein 100m entferntes Revier“, erzählte Herr Sơn.
"Anschließend wandten sie sich mir zu. Zwei Personen nahmen mich zum Abführen (zu Fuß) in den Griff. Unterwegs haben sie auf meinen Körper geschlagen. Viele Schaulustige kamen und schauten sich das an. Ein wirklich sehr unzivilisiertes Bild"
Herr Sơn teilte mit, auf dem Revier habe man sein Handy beschlagnahmt, nach Tongerät durchsucht und ihn anschließend weiter geschlagen.
"Die haben ein Protokoll angefertigt und zwangen mich es zu unterschreiben, was ich abgelehnt habe. Dann haben sie den Haftbefehl gegen mich bis 4 Uhr morgens vorgelesen, Gegen 22:45 Uhr haben sie meinen Freund freigelassen und später auch mich, ohne irgendein Papier mitzugeben"
Herr Sơn teilte mit, er stellte am frühen Morgen des 18.11.06 fest, dass die Haustür von seiner Wohnung mit einem Schloss von Außen verriegelt wurde. "Momentan kann niemand von unserer Familie die Wohnung verlassen. Ich weiß nicht, wie lange dieser Zustand noch dauert"
Herr Sơn denkt, man habe seine Bewegungsfreiheit wegen APEC noch strenger eingeengt. "Obwohl in dem Gipfeltreffen es nur um Wirtschafthemen oder maximal um Nordkorea geht. Aber das ist ja ein positives Ereignis"
"Das APEC-Gipfeltreffen zeigt, dass man trotz Verschiedenheiten in Politik dennoch zusammen arbeiten kann. Aber in Vietnam dürfen die Menschen kein Recht auf andere Meinung haben"
"Sie zwingen uns, die gleiche Meinung wie sie zu haben. Aber ich denke, gerade das ist gegen das Entwicklungsgesetz. Und alles, was gegen das Entwicklungsgesetz ist, geht früher oder später zu Grunde", fügte Herr Sơn hinzu.
Während dessen in Sài Gòn wurden die beiden Bürgerrechtler Herr Đỗ Nam Hải und Herr Nguyễn Chính Kết am 18.11.06 mitten beim Kaffeetrinken in einem Cafe nah des „Wiedervereinigungspalasts“ von der Polizei abgeführt.
Herr Hải teilte dem BBC-Sender mit, man habe ihn auf das Polizeirevier vom Bezirk Phú Nhuận gebracht und ihn dort bis gegen Nachmittag festgehalten, ohne ihm zu sagen, was sie von ihm wollen. Herr Kết wurde auf Revier der Polizei vom Bezirk 4 gebracht.
"Ich sagte zu den Polizisten, ihr wolltet mich bestimmt daran erinnern, dass ich ausländischen Reportern während des Aufenthalts von Präsident Bush in Sài Gòn ein Interview gebe, stimmt's? Die haben darauf nichts geantwortet"
"Stattdessen sagten sie zu mir, dass die „Arbeit“ um 13 Uhr fortgesetzt sein würde. Ich sagte daraufhin, dass ich um 13 Uhr nicht kommen werde. Dann sagten sie, dass sie mich verhaften würden, wenn ich auf die Strasse gehe"
Herr Đỗ Nam Hải begrüßt die Aufnahme von Vietnam in die WTO. Denn "dies würde Vietnam zwingen, sich an die wirtschaftlichen Abmachungen mit anderen Ländern zu halten. Und wenn sie das machen, dann würden sie sich genauso auch an die Spielregel mit der Politik halten müssen", sagte Herr Hải.

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