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Fischer protestieren in der Quang Binh Provinz – Polizei antwortet mit Gewalt

Am 07. Juli 2016 gingen bis zu 3000 Personen in der mittelvietnamesischen Provinz Quang Binh auf die Straßen, um von der Regierung und einem taiwanesischen Mischkonzern Entschädigung für ein Massenfischsterben im April zu fordern.

Die Proteste einer katholischen Gemeinde ereigneten sich eine Woche nachdem das taiwanesische Stahlwerk bestätigte giftige Chemikalien aus der Industrieanlage in der Gewerbezone von Vung Ang entsorgt zu haben, was zu einer der größten Umweltkatastrophen in Vietnams Geschichte führte.

„Das Ziel des Protests ist… nach der Umweltkatastrophe haben die meisten Fischer viele Schwierigkeiten ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ihre Lebensgrundlage ist vom Meer abhängig und sie sind sehr enttäuscht darüber, dass die Regierung nur das Unternehmen Formosa als Schuldigen verkündete und eine Entschädigung von US$ 500 Mio. vereinbarte“, erklärte ein Augenzeuge gegenüber der vietnamesischen Ausgabe von RFA.

Der Augenzeuge sagte, dass die Polizei sehr schnell in den Protestmarsch eingriff, eine Person festnahm und zwei andere im Handgemenge verletzte.

Protest in der Quang Binh Provinz, 07 Juli 2016


Hoang Anh Ngoi, Priester der Gemeinde, erklärte gegenüber RFA, dass er an den Protesten teilnahm, da er die Forderung nach Hilfe für die betroffenen Fischer unterstützte, die kurz- und langfristige Hilfsleistungen von der Regierung brauchten, um sich ihr Leben wiederaufzubauen.

Eine Untersuchung der vietnamesischen Regierung zum Umweltskandal im April ermittelte, dass giftige Chemikalien, darunter Cyanid von der Industrieanlage stammten, wodurch ein Fischsterben ausgelöst wurde. Das Unternehmen, ein Tochterunternehmen der Formosa Plastics Group, entschuldigte sich und bat US$ 500 Mio. als Entschädigung an.

Der Umweltschaden führte dazu, dass ab Anfang April ca. 70 Tonnen toter Fisch an die mittelvietnamesischen Küsten gespült wurden. Unzählige Menschen wurden krank, als sie nichtsahnend Fisch aßen und die Katastrophe führte landesweit zu seltenen Protesten in Vietnam, die von der kommunistischen Regierung brutal niedergeschlagen wurden.

Bürgerliche Gruppen machten neben Formosa auch die vietnamesische Regierung für das Unglück verantwortlich, da sie versagt habe die Frage zu beantworten, wie es überhaupt zu dieser Katastrophe kommen konnte und dass vietnamesische Beamte das taiwanesische Unternehmen begünstigten die Umweltrichtlinien und Standards zu umgehen. Einige sagten, dass das US$ 500 Mio. Entschädigungspaket zu wenig sei, während andere ihre Befürchtung äußerten, dass das Geld in die Taschen korrupter Beamter fließen werde.

Schon ein paar Tage vor dem Protest erstellten mehr als 20 zivilgesellschaftliche Gruppen ein unterzeichnetes Dokument in dem die Gruppen die Regierungsaufklärung zur Umweltkatastrophe verurteilten und Hanoi beschuldigten nachsichtig mit dem Formosa Stahlwerk gewesen zu sein. Ohne tiefe Nachforschungen zu betreiben habe die Regierung das Angebot von US$ 500 Mio. zu schnell akzeptiert.

Nach Angaben von Vietnam Right Now verlangten die Unterzeichner die Stilllegung des Stahlwerks und die Forderung, dass die Regierungsbeamten für ihre stümperhaften Antworten auf die Katastrophe und Unterdrückung von Demonstrationen der Menschen, die davon hart getroffen wurden, zur Rechenschaft gezogen werden.

„Wir verurteilen auf das schärfste die kommunistische Regierung, dass sie den Betrieb und die Existenz von Formosa trotz des Umweltschadens weiter zu lässt, anstatt vor Gericht zu gehen und das Stahlwerk permanent stillzulegen“ beschrieb nach Angaben von Vietnam Right Now, ein Webportal, das 2014 gegründet wurde und sich mit Menschenrechtsthemen auseinandersetzt, die Stellungnahme.

Zu den Unterzeichnern gehörten Gruppen, wie das zivilgesellschaftliche Forum, Mitglieder der Hoa Hao Buddhisten und Bauxite Vietnam, eine Umweltgruppe.

demo fischer quangbinh

Jobwechsel nicht einfach

Für die geschätzten 1,4 Mio. Menschen in den vier betroffenen Küstenprovinzen, die durch den Umweltschaden ihre Existenz verloren haben, schlug die vietnamesische Regierung einen Plan für Umschulungsmaßnahmen vor.

Am 4. Juli zitierten vietnamesische Staatsmedien Vo Van Tam, Vizeminister für Landwirtschaft und Entwicklung, dass das Ministerium mit dem Arbeitsministerium zusammenarbeiten wolle, um Berufsfördermaßnahmen auszuarbeiten, die den Fischern neue Tätigkeiten bieten, darunter auch Hochseefischerei im Ausland.

Der Plan beinhaltet Kredite für Fischer, die im Ausland Arbeit suchen und Stipendien für Berufstrainingsprogramme für Fischer, die das Berufsfeld wechseln. Jedoch hätten die Regierungsbeamten die Umschulungsmaßnahmen noch nicht konkret ausgearbeitet, erklärten die staatlichen Medien.

Seit der Chemiekatastrophe sind die Fischer zum Nichtstun verdammt, viele äußerten gegenüber RFA ihre Abneigung einen anderen Beruf auszuüben.

„Wir wissen nicht welchen Beruf wir ausüben sollen. Der beste Weg wäre es, wenn die Regierung die Umwelt bereinigt, damit wir wieder unserer Arbeit nachgehen können. Es ist nicht machbar in einen anderen Beruf einzusteigen. Die [Behörden] sagen das so einfach, aber das ist schon eine große Sache sich umzustellen. Wo werden wir abbleiben? Wir können nicht im Wald arbeiten. Wir können keine Landwirtschaft betreiben“, erklärten mehrere Fischer.

„Für eine Person ist es sehr schwierig den Beruf zu wechseln, wenn sie diese Arbeit schon seit vielen Jahren ausführt. Wir kennen seit unserer Geburt nur das Meer. Wenn die [Behörden] wollen, dass wir uns verändern, dann sollen sie hierherkommen und mit uns reden. Alles muss transparent sein. Diese Provinz hat keine Flächen für Landwirtschaft. Das Land besteht überwiegend aus Sand und darauf ist es unmöglich etwas zu pflanzen“, sagte Ho Huu Sia, Fischer aus der Quang Binh Provinz.


Quelle:
http://www.rfa.org/english/news/vietnam/vietnam-protest-07072016173059.html