Fr03292024

Letztes UpdateSo, 24 Mär 2024 2pm

Back Aktuelle Seite: Nachrichten Nachrichten Land | Leute | Kultur Redemptoristen - Eine helfende Hand für vergessene südvietnamesische Veteranen

Land | Leute | Kultur

Redemptoristen - Eine helfende Hand für vergessene südvietnamesische Veteranen


Eine Übersetzung aus dem National Catholic Reporter (NCR)
SAIGON, VIETNAM

Dinh Van Hoang, ein südvietnamesischer Veteran dessen Hemd durch die brennende Sonne schweißgebadet ist, sitzt auf einem Klappstuhl am Gehweg und beobachtet, wie Reisende die Straßen Saigons erkunden. Wenn ein Motorradfahrer bei ihm anhält, kommt Hoang etwas wackelig auf seiner Beinprothese daher und kontrolliert den Luftdruck oder flickt den Reifen. Bis vor kurzem konnte er nur auf dem Boden robben, jedoch gab ihm einer seiner Kameraden eine Prothese. Seit Jahren ist das sein Beruf, er hantiert bei extremer Hitze oder strömenden Regen.

„Ich verdiene 30 000 Dong ($1,40) pro Tag und habe schon seit Jahren keine anständige Mahlzeit mehr gehabt, weil ich Medikamente wegen meiner Bluterkrankung kaufen muss“, erklärte der 64-jährige Mann, der 1972 in der Quang Tri Provinz beim Kampf gegen kommunistische Guerilla seinen rechten Unterschenkel verlor.

redemptoristen
Nachdem nordvietnamesische Truppen am 30. April 1975 die Kontrolle über Saigon erlangten, der Hauptstadt des von den USA unterstützten Südvietnams, wurde Hoang ein Umerziehungsprogramm auf erzwungen und all seine gesamten persönlichen Dokumente beschlagnahmt.

„Der Krieg raubte mir alle Dinge. Meine Frau verließ mich, meine Eltern wurden gezwungen auf dem Land zu leben und starben dort. Mein Eigentum wurde konfisziert und ich lebe seit den vergangenen Jahrzehnten alleine auf dem Fußweg“, berichtete Hoang. Seine Habseligkeiten sind auf ein Zelt, einen Stuhl und Werkzeug für seine Tätigkeit beschränkt. Die alte elektrische Pumpe verleiht er an andere.

„Manchmal habe ich kein Geld und kein Essen. Ich bete zu Gott und er schickt mit Menschen vorbei, die mir helfen. Ich bin Buddhist, aber ich kenne die Bedeutung von Gott seitdem ich an Veteranentreffen teilnehme, die von den Redemptoristen seit 2013 gehalten werden“, beschrieb er.

Nach Schätzungen der Vereinigten Staaten starb über ein Viertel von einer Million südvietnamesischer Soldaten während des Krieges. Nach dem Untergang von Saigon flüchteten mehr als eine Million Menschen aus Angst vor den kommunistischen Siegern und ihren geplanten Racheakten.

Einige Veteranen berichteten, dass jene die zurückblieben schikaniert, inhaftiert, in Umerziehungslager gesteckt oder gezwungen wurden auf dem Land zu leben. Ihre Kinder wurden vom Studium an Universitäten oder Beamtenberufe ausgeschlossen. Man behandelt sie heutzutage noch immer mit Argwohn. Wenn sie sich versammeln oder ein Treffen abhalten, werden sie von der Polizei ausgefragt. Sie bleiben auch gezielt beim Thema Politik stumm, da sie sich fürchten, dass sie verhört werden. Hoang erzählte, dass sie ihr Leben weggeworfen haben oder betteln und einige, die in furchtbarster Armut lebten, Selbstmord begangen.

Redemptorist Pfarrer Vincent Pham Trung Thanh, dessen Orden sich um die Veteranen kümmert, erklärte, dass die Redemptoristen im Jahr 2013 sich der Aufgabe annahmen, nachdem eine Gruppe buddhistischer Mönche um Beistand bat. Die Mönche hatten eine Speisung für 140 Veteranen organsiert, aber Probleme mit der Polizei bekommen.

Bericht über Treffen invalider Veteranen in Saigon (Januar 2015)
 
„Wir bieten monatliche Gesundheitskontrollen für 730 Veteranen in unserem Ordenshaus an und helfen ihnen Behandlungen und Operationen in Krankenhäusern zu erhalten. Wir haben 270 Rollstühle und 90 Paar Gehhilfen verteilt, damit die Menschen mobil sind und für ihren Lebensunterhalt arbeiten können“, sagte Pfarrer Thanh.

1700 ältere Veteranen sind bei den Redemptoristen erfasst, die durch den Krieg zu Invaliden geworden sind. Die meisten von ihnen leben in Saigon und die restlichen in ländlichen Gebieten. Viele von ihnen haben noch nie eine medizinische Untersuchung erhalten, weil sie kein Geld haben. Sie leiden an Krankheiten die Augen, Herz, Leber, Lunge, Magen, Darm und Nieren betreffen.

„Wir wollen ihren mentalen und physischen Zustand heilen, deshalb fragen wir ehrenamtliche Ärzte sich wenigstens 10 Minuten die Geschichten und Sorgen der Veteranen anzuhören“, ließ Thanh anmerken.

Der Redemptorist berichtete, dass er und freiwillige Helfer auch Veteranen besuchen, die auf Müllhalden und kleinen Booten in abgelegenen Gebieten leben. Sie bauen und reparieren Unterkünfte für einige von ihnen und beerdigen die Toten. Still opfern sich die Wohltäter für ihre Arbeit.

„Viele Veteranen sagten in Tränen, dass unser unerwartetes Erscheinen sie glücklich machten und es ihnen echte Liebe, Geborgenheit und Respekt bringe, da nur wenige Menschen sie in den vergangenen Jahrzehnten besuchten“, erklärte er. Die Freiwilligen haben heimlich die Veteranen besucht, um Störungen der Polizei zu vermeiden.

„Es ist eine bedachte Entscheidung des Ordens und der religiösen Überzeugung, es ist keine Politik. Wir betreuen Veteranen nicht aus Mitleid, sondern aus tiefer Dankbarkeit ihrer Aufopferung für die Menschen des Südens. Wir sind glücklich ihnen Gerechtigkeit bringen zu können und bereit Probleme mit der Regierung in Kauf zu nehmen“, äußerte sich der Priester.

Der Redemptorist merkte an, dass die kommunistische Regierung ihre eignen altgedienten Soldaten großzügig unterstützt, während südvietnamesische Veteranen sich selbst überlassen sind und schlecht behandelt werden.

Pham Van Quoi, ein 80-jähriger Veteran aus der Provinz Ba Ria – Vung Tau, sagte: „Wir wollen mit Güte und Anstand, wie die anderen behandelt werden, da wir Opfer des Krieges sind. Wir streben nach unserer Gerechtigkeit.“

Obwohl seine beiden Kinder der kommunistischen Armee beigetreten sind und im Bereich der öffentlichen Sicherheit arbeiten, verhört die Polizei ihn regelmäßig nachdem er sich mit Kameraden und Redemptoristen getroffen hat.

Quoi, der sein linkes Bein 1966 verlor, ist einer von 50 Veteranen, die einen Rollstuhl und Gehhilfen vom Pfarramt im März 2015 erhielten.

Peter Nguyen Van Quan, der seine Beine während des Krieges verlor und Lotterielose zur Unterstützung seiner Familie verkauft, bedankte sich: „Wir sind den Redemptoristen dankbar, die uns aufnehmen und uns materiell und seelisch unterstützen.“


Infos über Redemptoristen (Dòng Chúa Cứu Thế) in Vietnam:
www.chuacuuthe.com
http://www.cssr.com


Quellen:
http://www.cssr.com/english/scalanews/redemptorists-reach-out-to-neglected-vietnam-war-veterans/
http://ncronline.org/news/global/redemptorists-reach-out-neglected-vietnam-war-veterans