Mysteriöses Fischsterben – Stahlwerk beschuldigt, aber keine Beweise
- Veröffentlicht am 30. April 2016
- Eingereicht von Bao Tian
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Seit mehreren Tagen beschuldigten die staatlichen Medien, die sonst eher zurückhaltend agieren, den taiwanesischen Mischkonzern Formosa für ein mysteriöses Fischsterben in der Hà Tĩnh Provinz verantwortlich zu sein, das vermutlich durch die Einleitung industrieller Abfälle eines Stahlwerks verursacht wurde.
Tonnenweise wurde toter Fisch, darunter auch seltene Hochseearten, deren Lebensraum meist in tieferen Zonen des Meeres anzufinden ist, an die Strände der Provinz und in Nachbarregionen gespült und alarmierte die örtlichen Fischer, die von dieser Katastrophe sehr hart getroffen wurden.
Nach den Berichten der staatlichen Medien wurde ein 1,5 km langes Abwasserrohr entdeckt, das vom Formosa Stahlwerk in Hà Tĩnh direkt ins Meer führt. Der taiwanesische Konzern gab der örtlichen Gemeinde eine Stellungnahme und sagte, dass man sich in dieser Region entscheiden müsse entweder die Meeresflora und -fauna wertzuschätzen oder ausländische Investitionen. Gegenüber dem Fernsehsender VTC14 äußerte sich Chou Chun-fan, Manager des Auslandsgeschäfts, in vietnamesischer Sprache mit einer plumpen Aussage, für die er sich später entschuldigte: „Sie müssen sich entscheiden, entweder Sie wollen weiterhin Fische und Krabben fangen oder ein modernes Stahlwerk haben.“
Obwohl die Abflussleitung legal ist, darf Formosa nur geklärtes Abwasser ins Meer leiten. Dabei sei das Problem: Wie und was das Werk entsorge, berichtete ein Minister der Umweltbehörde nach Angaben der Tageszeitung Thanh Niên.
Der Zeitungsartikel berichtete zudem, dass Formosa etwa 300t Chemikalien zur Reinigung des Abwasserrohrs importiert habe, worüber die vietnamesische Umweltbehörde nicht informiert war. Der Bericht machte aber keine Angaben, ob die Chemikalien zum Einsatz kamen.
Die örtlichen Fischer behaupteten, dass vor der Errichtung des Stahlwerks, Fische und Krabben reichlich vorhanden waren und seit der Inbetriebnahme die Fischbestände einbrachen.
Hanoi hatte Umweltexperten in die Region entsandt, um das Fischsterben untersuchen zu lassen.
Besonders die Küstenregionen Mittelvietnams sind stark abhängig von der Fischerei. Durch den Export von Meeresfrüchten verdiente Vietnam im gesamten Jahr 2015 ca. 6,6 Milliarden US-Dollar.
Auf der Webseite des kommunistischen Regimes wurde verkündet, dass man den Fall notfalls auch mit internationaler Hilfe aufdecken wolle und die Verantwortlichen ohne Ausnahmen zur Rechenschaft ziehen würde.
Am 27. April 2016 gab die Regierung nach ihren Untersuchungen bekannt, dass es keine eindeutigen Beweise dafür gebe, dass das Formosa Stahlwerk für das massenhafte Fischsterben verantwortlich sei. Andere Ursachen seien möglich, wie der Einsatz von toxischen Stoffen in der Landwirtschaft, die als Abwasser ins Meer gelangten oder das Phänomen der „roten Flut“, eine Algenblüte, die in großer Anzahl das Meer vergifte.
Trotzdem demonstrierten in verschiedenen Regionen Fischer und Bewohner gegen das Unternehmen Formosa und misstrauten den Aussagen ihrer Regierung, da diese schon allzu oft in der Aufklärung von Umweltskandalen versagte oder wahre die Gründe vertuschte.
Die meisten Vietnamesen vertrauen auf Informationen aus sozialen Netzwerken und weniger auf Nachrichten der staatlichen Medien. Aber auch hier besteht das Problem, herauszufinden was wahre Nachrichten und welche Aussagen bloße Vermutungen sind. So war teils zu lesen, dass das Unternehmen aus der Volksrepublik China stammen würde. Allgemein richtet sich der Zorn aber auch gegen die vietnamesischen Behörden, die vorher nichts bemerkt hätten.
Quellen:
http://www.straitstimes.com/asia/se-asia/taiwan-firm-formosa-under-fire-over-allegations-of-pollution-in-vietnam-mass-fish
http://www.dailymail.co.uk/wires/reuters/article-3561855/Vietnam-says-no-proof-Formosa-steel-plant-linked-mass-fish-deaths.html
http://www.taipeitimes.com/News/biz/archives/2016/04/30/2003645126
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